Der Wiesenstein, der auf einem Granitfelsen thront, ist von einem etwa 1,6 Hektar großen Park umgeben und wurde als Panoramavilla mit Blick auf das Riesengebirge (Karkonosze) konzipiert. Der Schriftsteller lebte hier von 1901 bis zu seinem Tod im Jahr 1946. Die Residenz diente ihm und seiner Familie als Zufluchtsort zwischen längeren Aufenthalten auf der Insel Hiddensee und in Italien. Er nannte es ein „Schloss des Trotzes und der Verteidigung“, einen Zufluchtsort vor dem gesellschaftlichen Treiben in Berlin und der öffentlichen Aufmerksamkeit. Er bezeichnete es auch als „die Rekonstruktion meiner Seele“ und behauptete, dass jeder, der diesen „Tempel der Seele“ betrat, einen Einblick in das Innere seiner kreativen Persönlichkeit erhielt.

Fast ein halbes Jahrhundert lang war die Villa Łąkowy Kamień auch das Zentrum des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens für viele Künstler, Schriftsteller, Intellektuelle und Kunstschaffende aus dem Riesengebirge und Berliner Kreisen sowie ein Ort, der für seine wertvolle Kunstsammlung berühmt war.

Nach dem Tod des Schriftstellers kamen viele Ideen für die Nutzung des Gebäudes auf. Schließlich wurde hier das Kinderferienzentrum „Warszawianka“ eingerichtet, das bis 1997 Kinder und Jugendliche für Ferienaufenthalte und grüne Schulen beherbergte. Kurz nach dem Durchbruch im Jahr 1989 wurde nach einer gemeinsamen Erklärung des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl und des polnischen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki beschlossen, hier ein Museum zu Ehren des Nobelpreisträgers einzurichten. Nachdem die Villa dank der Unterstützung der deutschen Bundesregierung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit kommunalisiert worden war, wurden umfangreiche Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt und die Villa schließlich ihrer Bestimmung übergeben. Am 1. September 2001 wurde das Gerhart-Hauptmann-Haus im Rahmen eines Festaktes in Anwesenheit der Ministerpräsidenten Polens und Sachsens offiziell als kulturelle Einrichtung der Stadt Hirschberg im Riesengebirge (Jelenia Góra) eröffnet. Die Absicht, der Einrichtung das Prestige eines Museums zu verleihen, wurde erst vier Jahre später verwirklicht. Seit dem 1. Mai 2005 firmiert die Einrichtung als Städtisches Museum des Gerhart-Hauptmann-Hauses.

Das Museum, das das multikulturelle Erbe der Region Niederschlesien fördert, übt seine satzungsgemäßen Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Museumsarbeit aus: Sammeln, Aufbewahren und zur Verfügung stellen von Sammlungen zu wissenschaftlichen und pädagogischen Zwecken im Zusammenhang mit dem literarischen Werk von G. Hauptmann sowie der Literatur- und Sachgeschichte Schlesiens. Zu den wissenschaftlichen und pädagogischen Aktivitäten des Museums gehören die Erforschung der schlesischen Literatur und Geschichte, internationale Workshops, Symposien und wissenschaftliche Konferenzen mit literarischem, theatralischem, musealem und historischem Bezug sowie andere kulturelle Veranstaltungen, Konzerte und Lesungen und Autorenabende. Die Aktivitäten des Museums werden durch eine Fachbibliothek mit einem Lesesaal bereichert, in dem sich neben vielen interessanten Stücken der deutschen und schlesischen Literatur auch wertvolle Erstausgaben von Hauptmanns Werken, Fotografien, Archive, wissenschaftliche Studien und Monografien über den Schriftsteller befinden.

Das Museum öffnet der Öffentlichkeit sieben Museumsräume, die eng mit dem Werk von Gerhart Hauptmann verbunden sind. Der Besucher kann das Arbeitszimmer des Schriftstellers, die ehemalige Bibliothek, das Kaminzimmer, das ehemalige Esszimmer und den Saal besichtigen, der 1922 vollständig mit einer polychromen Malerei von J. M. Avenarius dekoriert wurde und aufgrund der Thematik der Gemälde als „Paradiessaal“ bekannt ist. Die Museumsausstellung besteht hauptsächlich aus Erinnerungsstücken, die sich auf das Leben und die Arbeit des Nobelpreisträgers beziehen, wie z.B. Fragmente von Korrespondenz, Erstausgaben von Büchern, Dokumente, usw. Die Dauerausstellung 100 Jahre Villa Wiesenstein präsentiert mehr als ein Jahrhundert der Geschichte des Hauses im Zusammenhang mit dem Leben und Werk des Schriftstellers, der stark mit der Region Niederschlesien verbunden war. Im ehemaligen Speisesaal findet die Multimedia-Ausstellung Gerhart Hauptmann im Strudel der Geschichte statt, die eine interaktive Biografie des Schriftstellers, originale Film- und Tondokumente, die Hauptmann bei der Lesung seiner Werke zeigen, und Archivfilme umfasst. Die Musik der Multimedia-Installation, die aus den Lieblingswerken des Schriftstellers besteht, begleitet die Besucher auch dann, wenn sie sich die Ausstellungen in anderen Räumen ansehen, und soll die alte Atmosphäre des Hauses näher bringen. In den letzten Jahren hat das Museum im Saal „Obeserwatorium“ im ersten Stock die Beziehung des Schriftstellers zu den Polen nach dem Zweiten Weltkrieg präsentiert (u.a. die Ausstellungen Sonderzug mit Gerhart Hauptmann und Gerhart Hauptmann und die Polen 1945-1946 mit Briefen, Fotos, Dokumenten und Büchern). Im Kaminzimmer werden Wechselausstellungen präsentiert, die hauptsächlich mit Hauptmanns Werk und der Geschichte der Region zu tun haben.

Das Städtische Museum Gerhart-Hauptmann-Haus fügt sich in das kulturelle und touristische Angebot des Riesengebirges (Karkonosze) ein. Die Ausstellungen und zahlreichen kulturellen Veranstaltungen richten sich nicht nur an die Bewohner der Stadt und der Region, sondern auch an ein breites internationales Publikum. Ein kleiner Laden mit Publikationen und Souvenirs befindet sich im Erdgeschoss der Villa.

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